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Tamino, Sohn einer Texterin

Wie die Werbung den Nachwuchs klug macht

 

Als Freiberufler hat man ja gern etwas zu lachen. Dafür sorgt bei uns mein Sohn: Tamino wurde so früh durch Ideen, Werbung und Worte geprägt, dass er sich schon als Dreikäsehoch sehr klar und klug äußern konnte. Zu meinem persönlichen Glück trug er damit ausgesprochen viel bei. Freuen Sie sich mit mir und entscheiden Sie selbst, ob Werbung klug macht:

 

Hier öffne ich exklusiv den Sprachschatz meines Filius – mit seiner ausdrücklichen Zustimmung (er ist inzwischen längst volljährig). Lesen Sie in ‘Tamino, Sohn einer Texterin’ Geschichten von einem, der sich nichts vorschreiben lässt.

Tamino, Sohn einer Texterin

 

 

Empathie für die Falschen?

Empathie für die Falschen?

Tamino reagierte bestürzt, als ich ihm erzählte:

»Du, meine Freundin ist seit gestern in der Klinik."
Er sah mich ganz ernst an und meinte:

»Ooh. Und wie geht's den Ärzten?«

 

 

Warten auf Godot

Warten auf Godot

Ich rufe: »Tamino, komm!« Nichts passiert.
Nochmal: »Tami, komm mal!« Nix. Dann:

»Aber ich komm einfach gar nich!«

 

 

Die Sache mit dem Katzenfutter

Die Sache mit dem Katzenfutter

Es war 1999, Tamino war also noch sehr jung. Eine marokkanische Freundin kam öfter mit ihrer Kleinen zum Spielen. Die krabbelte überall herum und stopfte sich gern Dinge in den Mund, um sie zu begreifen. Tami kam zu mir und informierte mich: »Mama, die Shaima will immer Katzenfutter essen.«
Ich: »Ach, das hast Du früher auch mal gemacht.« Tamino war entrüstet:

»Nee Mama, das schmeckt doch gar nicht gut!«

 

 

Teppich-Talk

Teppich-Talk

Für Taminos erste eigene Wohnung erstand ich einen Teppich und sagte zu meinem Sohn: »Du, der war günstig und ist nichts Besonderes ...«. Darauf er:

»Ich hab auch gar keine großen Erwartungen an ihn. Er kann von mir aus den ganzen Tag einfach so rumliegen.«

 

 

Der letzte Funkspruch ...

Der letzte Funkspruch

Seit Jahren hängt an unserem Kühlschrank eine Papierserviette, auf der Tamino eine seiner ‘Shortstories’ notiert hat. Diese gebe ich hier im Original wieder:

»Gestern ist die Pupssonde ‘Rosetta’ über dem Pazifik abgestürzt. Der letzte Funkspruch lautete: ‘MAYDAY, MAYDAY! Wir haben Flatulenzen!«

 

 

Einführung in die Genetik

Einführung in die Genetik

Mein damals etwa zwölfjähriger Sohn hatte im Biologieunterricht schon einiges gelernt. In diesem Herbst brachte ich eine Sorte von Erika mit nach Hause, die in sich mehrere Farben vereinte. Ich freute mich: »Tolle Farben ...«

Tamino klärte mich auf: »Ist halt ein Züchtungserfolg. Ist ja auch nicht schlimm, so lange man Erika mit Erika kreuzt.

Aber sobald man Erika mit Hans kreuzt, ...«

 

 

Ein Kind über das Kind sein

Ein Kind über das Kind sein

Als Tamino sieben Jahre alt war, übertrug ich ihm kleine Aufgaben, die er (schon damals) nicht unbedingt mit größtem Enthusiasmus ausführte.

Er ärgerte sich richtig darüber, was in einer so klaren wie wahren Erkenntnis gipfelte:

»Ich sag dir was zum Kind sein, Mama:
Man darf alles, man will alles und man muss alles.«

 

 

Die Sicht auf Mode ist geschlechtsspezifisch

Die Sicht auf Mode ist geschlechtsspezifisch

Neulich unterhielten wir uns über Trends.

Mutter plapperte über ihr Lieblingsthema Mode: »Ich sage dir, als nächstes werden Glockenröcke in. Schmal an den Hüften und dann wellig.«

Tamino seufzte:

»Ich hoff' ja, dass die Mädels im Sommer wieder auf Hotpants zurückgreifen ...«

 

 

 

Beitrag zum Frieden

Gutes Benehmen hilft dem Frieden

Ich koche oft, aber zumindest früher tat ich es nicht unbedingt gern. Eines Tages war der Brokkoli völlig verkocht. Bei Tisch scherzten wir über das zu weiche Gemüse und Tamino kaute mit (übertrieben) großer Überwindung.

Ich so, verständnisvoll: »Der Hunger treibt's rein, oder?«

Darauf mein Sohn mit Grabesstimme:

»Du nennst es Hunger, ich nenne es Höflichkeit.«

 

 

 

Philosophie ist überall

Philosophie ist überall

Tamino und ich unterhielten uns über Gerechtigkeit. Zum Abschluss dieses Gesprächs meinte ich:

»Es gibt vieles, das nicht richtig ist in der Welt ...« Mein Sohn:

»Ja, zum Beispiel 50% der Antworten, die M**** in der nächsten Mathearbeit geben wird.«

 

 

Geschenke müssen praktisch sein

Die besten Geschenke sind praktisch

Tamino und ich waren auf eine Party bei den Eltern eines Freundes eingeladen. Zwei Tage vorher sagte ich abends zu ihm: »Ach Mensch, ich muss noch ein Geschenk für die Mama von *piiep* kaufen. Du warst doch diese Woche dort, ist dir etwas aufgefallen, was sie brauchen könnte?«

Tamino antwortete trocken:

»‘Ne Putzfrau.«

 

 

Eine gute Nase ist manchmal kein Vorteil

Eine gute Nase ist manchmal kein Vorteil

Tamino beschwerte sich über seinen Klassenlehrer.

»Der sieht total ungepflegt aus, unrasiert, und die Haare sind ganz wirr.«

Ich: »Hoffentlich riecht er wenigstens nicht unangenehm.«

Tamino:

»Nur wenn man näher kommt.«

 

 

Die wahre Größe einer Texterin zeigt sich in ihrer Latzhose.

Die wahre Größe einer Texterin zeigt sich in ihrer Latzhose

Oft bedauerte ich, dass es für kleine Jungs längst nicht so schöne Anziehsachen gab wie für Mädchen. Doch manchmal wurde ich fündig: Bei einem Streifzug durch die Kinderabteilung brachte ich für Tamino (damals drei Jahre jung) eine niedliche dunkelblaue Latzhose mit.

Am Nachmittag zog ich selbst meine uralte Latzhose mit den durchgescheuerten Knien an, um im Keller aufzuräumen. Ich stand in der Küche und meinte zu meinem Sohn: »Schau mal, die Mama hat genauso eine dunkelblaue Latzhose wie Du.« Daraufhin riss Tami die blauen Augen auf und sagte ehrfürchtig:

»Ja, aber viiiel, viiiiiel grööößer!«

 

 

Die Welt muss weicher werden.

Die Welt muss weicher werden

Als Texter beschäftigt man sich häufig mit philosophischen Gedanken, insbesondere wenn es darum geht, griffige Slogans zu entwickeln. Das färbt offenbar auf den Nachwuchs ab:

Während eines Schwimmbadbesuchs, bei dem ich laut über den Slogan für einen IT-Dienstleister nachdachte, hüpfte mein Vierjähriger ungeduldig hin und her. Ohne sich mit dem technischen Hintergrund meines Auftrags aufzuhalten, präsentierte er den ultimativen Slogan:

»Schreib doch einfach: Kissen. Und die Welt wird weicher.«

 

 

Vive la révolution !

Vive la révolution

Das Kind war klein, die Mama groß. Und die Großen bestimmen nun mal, was zu tun ist. In der Regel erklärte ich Tamino den Plan des laufenden Tages und meist war für ihn alles nachvollziehbar und okay.

Eines Tages, er war in seiner schönsten Trotzphase, entspann sich eine Diskussion, ob nun die Mitnahme der Actionfigur oder der Schaufel zum Sandkasten sinnvoller sei. Meine Argumente pro Schaufel waren logisch, doch diesmal reagierte Tamino kämpferisch.

Er stellte sich mit geballten Fäusten vor mich, fixierte meinen Bauchnabel auf Augenhöhe und sagte wütend:

»Ich muss mich durch dich durch kämpfen!«

 

 

Die besten Logistiker nutzen kurze Wege.

Die besten Logistiker nutzen kurze Wege

In unserem Badezimmer steht ein Wäschekorb und ich versuchte meinem Sohn beizubringen, seine schmutzigen Socken abends dort hineinzugeben.

Ich: »Na Tamino, wo gehören die schmutzigen Socken jetzt wohl hin?«

Er, einen Socken in der Hand, griff mir ans Kinn und forderte:

»Mund auf.«

 

 

Frauen sind schlimmer als verpasste Busse.

Frauen sind schlimmer als ein verpasster Bus

Tamino sollte zum ersten Mal allein mit dem Bus vom Gitarrenunterricht nach Hause fahren. Er verpasste den Bus knapp und rief mich von der Bushaltestelle aus an.

Er: »Mama, ich hab den Bus verpasst.«

Ich: »Hm, macht nix, dann wartest Du eben auf den nächsten.«

Er: »Ja ja, wenn ich nur nicht so grässlich auf die Toilette müsste.«

Ich: »Bleib stark mein Sohn.«

Er: »Ich könnt glatt in den Mülleimer pieseln, in aller Öffentlichkeit.«

Ich: »Puuh, am Ende kommt gerade dann die Frau deines Lebens um die Ecke.«

Er: »Iiih 'ne Frau?? Also, soooo viel Pech kann man nicht auf ein Mal haben.«

 

 

Wenn Frauen reden, klingt das wie Musik. Oder so.

Wenn Frauen reden, klingt das wie Musik. Oder so.

Es begab sich zu der Zeit, als Nadine noch für werbetexterin.de arbeitete. Tamino stand vor meinem Schreibtisch und wartete geduldig, während Nadine und ich lebhaft ein Texterproblem diskutierten.

Nach ungefähr fünf Minuten gab es eine kurze Schnatterpause, die mein Sohn schließlich unterbrach mit den Worten:

»Also, ich steh’ hier in der Warteschleife – und die Musik ist echt grässlich.«

 

 

 

Ich hoffe, Sie haben Spaß an diesen authentischen Geschichten, die das Leben schrieb. Verlinken ist gern gestattet, Kopieren nicht.
Eine neue, unveröffentlichte Story gibt's in Kürze.

 

Mehr aus meinem Leben:

 

Aktuelles: Expeditionen in die Texterwelt

Wildlife.

Willkommen in der Texterwelt: Begleiten Sie eine Texterin in der freien Wildbahn.

Wildlife: Abenteuer und so...

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Texterfrosch: Der Akquiseüberfall...


Kommentar von _C. O. am 22.03.2016; 10:18:15 Uhr

Toll

Kindermund tut Wahrheit kund :-)

Kommentar von _K. S. am 12.04.2016; 11:13:46 Uhr

Kindergartenfreund von Tamino, Sohn einer Texterin

Gerade zufällig entdeckt und köstlich amüsiert!

Kommentar von _I. G. am 20.09.2016; 15:21:55 Uhr

Selten so eine tolle homepage gesehen!

Ich kann mich gar nicht losreißen!

Kommentar von _I. H. am 12.05.2017; 16:59:55 Uhr

Cool, die Website! Clever der Sohn!

Déjà-vu ... auch Söhne ... auch Texterin seit 1976 ... Viel Grüße aus dem House of Adwordtising! Austausch gerne und jederzeit.

Kommentar von _Bine am 01.08.2017; 23:13:29 Uhr

So schön geschrieben!

Schreibe ein Buch, BITTE! Die Homepage is sooo toll, alter Schwede:)

Kommentar von _Michael K. am 26.01.2018; 21:31:12 Uhr

Taminosäure, des Zwerchfells treuer Botenstoff

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben. Diese zu teilen macht sie lebendig.

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